Dr. med. Filippo Martino

Filippo Martino DGDM
Gründer und erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Digitale Medizin (DGDM)

Dr. med. Filippo Martino ist Gründer und erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Digitale Medizin (DGDM) e.V., eine medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich der Förderung von Wissenschaft, Forschung und Lehre sowie den praktischen Tätigkeiten auf dem Gebiet der Digitalen Medizin verschrieben hat.

1. Deutschland hat bereits mehr als 180 wissenschaftliche Fachgesellschaften, warum habt Ihr mit der DGDM eine weitere gegründet?

Das Thema Digitalisierung ist mittlerweile von vielen Fachgesellschaften aufgegriffen worden und wird aus der jeweiligen Perspektive betrachtet. Das ist sehr wichtig und notwendig, um das Thema weiter voranzutreiben. Wir sehen die Digitale Medizin aber auch als interdisziplinäres Teilgebiet der Medizin, das neben den fachrichtungsspezifischen Blickwinkeln auch übergreifende und multiprofessionelle Aspekte beinhaltet, die es zu bearbeiten gilt. Wir sehen es als unsere Aufgabe, die verschiedenen Fachgruppen und Professionen zusammenzubringen und uns gemeinsam mit Themen wie beispielsweise Evidenzgenerierung in der digitalen Versorgung oder Digitalen Gesundheitsanwendungen wissenschaftlich auseinanderzusetzen.

2. Was sind Eure größten Herausforderungen, und konntet ihr bereits erste Erkenntnisse sammeln? 

Eine der größten, aber auch spannendsten Herausforderungen in unserer täglichen Arbeit ist unsere multiprofessionelle Ausrichtung. Die DGDM steht ja nicht nur Ärztinnen und Ärzten offen, sondern ist ganz bewusst für alle andere Fachberufe im Gesundheitswesen wie beispielsweise Pflegende, Therapeut:innen oder medizinischen Technolog:innen zugänglich. Jede Fachgruppe bringt eigene Perspektiven, Anforderungen und Wünsche an die Digitalisierung und die Digitale Medizin selbst mit. Das Zusammenbringen dieser Perspektiven kann hier einen großen Mehrwert für alle beteiligten Professionen, aber auch Patient:innen bringen. Weitere Aufgaben liegen in den fachlichen Themen, wie beispielsweise der Evaluation von digitalen Tools und Konzepten. Diese stellt die Wissenschaft vor relevante Herausforderungen, da digitale Anwendungen meist deutliche kürzere Entwicklungszyklen aufweisen und häufig indirekte, dafür aber breite Effekte auf die Versorgung haben. Um sich diesem Thema tiefergehend zu widmen, gründen wir gerade eine institutionsübergreifende Arbeitsgruppe.

3. Wenn traditionelle mit digitaler Medizin schrittweise zusammenwächst, was kann die traditionelle von der digitalen Evidenzgenerierung lernen und umgekehrt?

Durch die Digitalisierung geschehen zwei spannende Dinge: Einerseits werden neue digitale Werkzeuge und Konzepte der Digitalen Medizin entwickelt, die es wissenschaftlich zu evaluieren gilt, andererseits erfährt auch die Wissenschaft selbst einen Schub, beispielsweise durch die zahlreichen Möglichkeiten, Daten nun zeit- und ortsunabhängig erheben zu können. Dies führt dazu, dass wir quasi laufend Evidenz generieren können, die z.B. durch Patient-reported outcomes oder Sensorik nah an den Proband:innen erhoben wird. Diese Generierung sogenannter Real World Evidence ermöglicht es uns hier Einblicke in Bereiche wie beispielsweise Therapieadhärenz zu erhalten, die der Wissenschaft nur schwierig zugänglich waren. Wichtig hierbei ist, die so generierten Daten und Auswertungen in den richtigen Kontext zu stellen und letztlich evidenzbasierte Erkenntnisse abzuleiten. So können beispielsweise konfirmatorische Studien, die dann eher klassischen Ansätzen folgen, auf den gewonnenen Erkenntnissen aufbauen. Diese hybride Evidenzgenerierung verbindet damit die Stärken beider Perspektiven und schafft qualitativ hochwertige, aber realitätsnahe und damit versorgungsrelevante Evidenz.

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